Förderung für die Junge Weltlesebühne gesucht

Lesung der Jungen Weltlesebühne im Goethe-Gymnasium Hamburg-Lurup am 08.12.2023 (Foto: Eva Schramm)

Im vergangenen Sommer 2023 fragte mich eine Übersetzungskollegin, ob ich nicht Lust hätte, die Junge Weltlesebühne (JWLB) in Hamburg auf die Beine zu stellen und Lesungen von Übersetzenden in Schulen zu organisieren. Ich hatte Lust – ohne genau zu wissen, was das alles mit sich bringen würde. Aber so ist nun mal das Leben und ohne solche Überraschungen, Erfahrungen und neuen Arbeitsfeldern sähe unser Dasein ja ziemlich öde aus.

Weltlesebühne

Die Junge Weltlesebühne gehört zum Verein Weltlesebühne e.V., der deutschlandweit Lesungen und Veranstaltungen mit Übersetzenden organisiert, u.a. die Translationale in Berlin. Auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal kann man bereits eine beachtliche Anzahl von Veranstaltungsmitschnitten oder auch Buchvorstellungen von Übersetzenden anschauen. Die Weltlesebühne trägt somit in einen sehr großen Maß zur Sichtbarmachung von Übersetzenden bei, die im Kulturbetrieb immer noch zu oft vergessen werden (der Klassiker ist die begeisterte Rezension eines übersetzten Buches, das Lob der Sprache – ohne den oder die Urheber:in des deutschen Textes zu nennen). Dass ein großer Teil der hierzulande publizierten Bücher Übersetzungen sind, ist bekannt, und dennoch können wir, die Schöpfer dieser deutschen Texte, gar nicht genug tun, um die Leserschaft für das Thema Übersetzung zu sensibilisieren.

Junge Weltlesebühne

Und hier kommt die Junge Weltlesebühne ins Spiel, die sich an Schüler:innen aller Altersklassen richtet. Die Übersetzenden gehen dafür mit ihren Kinder- und Jugendbüchern in die Schulen, lesen und diskutieren mit den Kindern und Jugendlichen über Bücher, Sprachen und eben das Übersetzen. Für die Hamburger Schulen habe ich in den vergangenen Monaten zusammen mit meinen Kolleg:innen zwei ganz wunderbare Angebotslisten erstellt. Darin sind die Kinder- und Jugendbücher aufgelistet, die wir übersetzt haben, und aus denen wir vor Schüler:innen lesen würden. So sind insgesamt 25 Bücher aus vier Sprachen (Englisch, Italienisch, Portugiesisch und Norwegisch) von fünf Hamburger Übersetzer:innen zusammengekommen. Inhaltlich befassen sich die Bücher mit Fußball oder Minecraft, erzählen von Eishockey in Kanada oder vom Rassismus in der Welt, es geht um psychische Störungen oder die erste Menstruation, um Weihnachten oder absurde Gutenachtgeschichten. Aus diesen beiden Angebotslisten, die für die Klassen 1-6 und 7-13 sortiert sind, können sich die Schulen ihr Lieblingsbuch aussuchen und einen Termin für eines Lesung mit uns vereinbaren.

Theoretisch.

Denn nachdem ich diese Listen in zwei Rundmails an etwa 250 Schulen in Hamburg und Umgebung verschickt habe, wurde ich quasi mit Anfragen überrollt. Das ist auf der einen Seite ganz wunderbar und zeigt, was für ein Interesse in den Schulen an solchen Veranstaltungen besteht. Auf der anderen Seite musste ich dann feststellen, dass der Jungen Weltlesebühne leider nicht genügend finanzielle Mittel für all die Lesungen zur Verfügung stehen. Für dieses Jahr konnte ich gerade einmal vier Lesungen organisieren, weitere zwanzig Schulen haben ihre Wünsche geäußert. Diese Schulen stehen jetzt auf meiner Warteliste und harren hoffentlich aus, bis die Finanzierung für 2024 geklärt ist.

Währenddessen habe ich bereits die Hamburger Schulbehörde und ein halbes Dutzend Stiftungen in der Stadt angeschrieben und um Förderung für dieses wichtige Projekt geworben. Leider bisher ohne Erfolg. Ursprünglich sollten die Lesungen für die Schulen kostenfrei sein, doch das lässt sich bei den beschränkten Mitteln, die der Jungen Weltlesebühne zur Verfügung stehen, nicht weiter aufrechterhalten. Zukünftig werden wir wohl die Schulen bitten, einen Zuschuss zu den Lesungen zu leisten, wenn es denn Fördervereine oder gut gefüllte Klassenkassen gibt. Aber das sollte eigentlich nicht sein.

Förderung gesucht!

Daher versuche ich jetzt auch auf diesem Weg mal, die Welt da draußen und Hamburger Lesefördernden auf die Junge Weltlesebühne aufmerksam zu machen.

Neulich hatte ich meine erste Lesung in einer 7. Klasse des Goethe-Gymnasiums in Hamburg-Lurup und ich traf auf interessierte und absolut polyglotte Schüler:innen. Die meisten Kinder sprechen von Hause aus bereits zwei Sprachen, manche sogar drei. Das Schul-Englisch noch nicht mitgerechnet. Das saßen Experten für Urdu, Italienisch, Aramäisch, Rumänisch, Türkisch, Arabisch und andere Sprachen. Das Übersetzen ist für sie eine Alltäglichkeit, das Sich-Bewegen zwischen den Kulturen eine Selbstverständlichkeit. Die Junge Weltlesebühne hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Schatz zu unterstützen und den Schüler:innen zu zeigen, mit welchen Pfunden sie später einmal werden wuchern können. Darüber hinaus wollen wir ihnen natürlich den Spaß am Lesen und an Büchern vermitteln.

Doch ohne ausreichende finanzielle Mittel können wir diese Arbeit nur in einem sehr kleinen Rahmen leisten und das wäre verdammt schade. Daher wäre die JWLB Hamburg für entsprechende Unterstützung sehr dankbar! Und die Hamburger Schulen und Schüler:innen würden sich freuen! Es wäre unser Beitrag, die Bildungsmisere ein bisschen zu lindern.