Vom Rechterückruf und publizistischen Luftschlössern

Eine neue Aufgabe, eine neue Chance

Im Leben von Übersetzer:innen gibt es nicht nur Tage, an denen neue Bücher erscheinen, sondern auch solche, an denen man sich von Büchern verabschieden muss. So ist es dieser Tage mit meiner Rodari-Übersetzung, die 2012 vom Fischer-Verlag veröffentlicht wurde, 50 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen in Italien. Eigentlich ist das Buch schon seit einiger Zeit nicht mehr lieferbar, doch nun habe ich zum ersten Mal ganz offiziell die Rechte an meiner Übersetzung zurückgeholt, was dem Ganzen fast den Hauch von etwas Endgültigem verleiht.

Dank der Vorarbeit des VdÜ und eines wunderbaren Formschreibens war der Rechterückruf überhaupt kein Aufwand. Und auch der Verlag hat dankenswerterweise nicht lange mit einer Bestätigung und einer offiziellen Rückübertragung gewartet. Ein bisschen tut es natürlich in der Seele weh, dass dieses Buch nun nicht mehr gedruckt wird. Das Besondere daran war nämlich, dass hier zum ersten Mal von mir alle 70 Geschichten Rodaris ins Deutsche gebracht wurden. In den vorherigen Übersetzungen fehlten immer so einige (aus welchen Gründen auch immer).
Doch bekanntlich geht man ja nie so ganz und vielleicht ergibt sich nun eine neue Chance für diese Texte.

Denn wenn ein Verlag auf die Verwertung meiner Übersetzung Lust hätte … ein Anruf genügt und wir könnten über eine Neuauflage reden. Bisher gab es „meine“ Gutenachtgeschichten nur als Hardcover, man könnte also über eine Taschenbuchausgabe nachdenken … oder über eine komplette Neugestaltung, denn die Rechte an den wunderschönen Illustrationen von Anke Kuhl habe ich natürlich nicht inne (oder vielleicht hätte die Illustratorin ja auch Lust auf eine Neuauflage …). Ich könnte mir auch ein Hörbuch vorstellen, denn noch gibt es diese Geschichten nicht auf CD. Ab und an werden einzelne von ihnen im Radio gebracht – aber die habe ich tatsächlich noch nie gehört. Vielleicht wäre auch eine zweisprachige Ausgabe denkbar … Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fange ich an zu träumen und baue publizistische Luftschlösser … Gerade mit Blick auf die Frankfurter Buchmesse 2024, bei der Italien Gastland sein wird, fände ich es herrlich, wenn meine Übersetzung von Gianni Rodaris „Favole al telefono“, einem Klassiker der italienischen Kinderbuchliteratur, wieder in neuer Form zu haben wäre und Rodaris Esprit auch weiterhin die Fantasie der Kinder anregen könnte.

Nach dem Rechterückruf stehe ich nun also vor der Aufgabe, für diese kurzen und zeitlosen Geschichten einen neuen Verlag zu finden. Routine ist das für mich sicher nicht, aber umso schöner ist es, dass der Übersetzungsberuf wirklich nie langweilig wird.